Bärstadter Kerbespruch 1983

 

Tach, ihr Leut, ihr junge und alte,

diesjahr soll ich mol der Kerbespruch halte.

 

Ich danke dene, die vorher dro gewese,

un fühl mich geehrt, des ich’n darf lese.

 

Der Kerbeverein, so geb ich bekannt,

is diesjohr neu debei, mit Herz und Hand.

 

Nach leichte Ofangschwierigkeite
dorfte mir uns doch hier inarbeite.

 

Mit trinke jetzt, ich lad’ euch ein
auf gute Zusammenarbeit mit’m Schützenverein. – P r o s t!

 

Es gibt widder viel hier zu berichte,

doch bevor ich ofang mit dene Geschichte
wollt ich zurückschwenke in die alte Zeite
wo die alte Kerbeborsch ihn noch tate bereite.

 

Die erste Strohp’ wollt ich vorlese
wie se vor 20 Johr noch war gewese.

Die meiste wern en noch kenne
unn ich will jetzt demit beginne:

 

Vor hundert und ich weiß nicht mehr genau die Jahr,

als hier von uns noch keiner war,

ward unsre Kirche eingeweiht,

zum Tempel für die Christenheit.

Auf festem Grund steht sie gebaut und trotzet jedem Sturme,

und ihre Glocken rufen laut vom hohen Turme.

 

Sie laden uns zur Feier ein und mahnen zum Gebet.

Sie bringen uns den Morgengruß und tönen,

wenn der müde Fuß des Nachts zur Ruhe geht.

Selbst ihre Trauerklänge hallen,

wenn wir nach jener Stätte wallen.

 

Doch vor allem sei ein Ziel gesteckt,

dass uns kein Feuerruf mehr weckt.

Drum wollen wir den Bund erneuern,

und heute unsre Kirchweih feiern. – V i v a t!

 

Aner is im Ort, es kennt’n wohl jeder
er hot’n Bart un gern schnelle Räder,

der wollt letzt Johr nit überwintern
mit Motorrad und kalte Hintern.

E Auto musst her un des sehr bald
denn’s wurd ihm schon bitterlich kalt.


 

Doch die Freud war nit lang an dieser Karosse,

unn war die selb Nacht noch de Resch neigeschosse.

Zwa mol is’m des im Winter passiert
hot sei zwar Autos un’n Lichtmast demoliert.

Wie e des gemacht hot, der werd’e nit wisse
aber mit’m Motorrad ware noch nie geschmisse.

Un die Moral von der Geschicht:
Trau dem Schorsch mim Auto nicht. – V i v a t!

 

Es begab sich aber zu der Zeit,

Weihnachte war nit mehr weit.

Aach im Jugendclub ging’s hin und her
en Tannebaum der sollte her.

Es wurd geplant un Vorbereitunge getroffe
un aach so manch Kästje Bier gesoffe.

Nach einigen Stunden war’s dann soweit
es stellte sich zwa Mann zum Christbaum hole bereit.

Am annern Tag voll Tatendrang
schlenderten die zwa am Waldrand entlang.

De Baum is gefunne, er werd gleich gefällt
un aus’m Wald erausgequält.

 

Nach dem Streß dann voller Lust
nemme die zwa erst mol e Schnäpse zur Brust.

Doch als die zwa da dann so beim Trinke war’n
kame zwa Lichter dorsch de Nebbel heran.

 

Jetzt ging ene die Muffe, ich sag’s nit so laut
denn schließlich hatte se den Baum jo geklaut.

De Schnaps in die Tasch, mer musst sich verstecke
en rießige Satz, un ab in die Hecke.

Als se sich dann widder rausgetraut
hot doch der anner Drecksack de Baum geklaut.

Un die Moral von der Geschicht:
Kommt im Nebel mal ein Lichterschein
muß des nit immer der Förster sein! – V i v a t!

 

Silvester is e ganz groß Fest
was sich sehr gut feiern lässt.

In alle Häuser brannte Lichter
überall freudige Gesichter.

Parties war’n in alle Ecke,

wo manch Faß war anzustecke.
Zwölf Uhr, die Stund is da
überall Gesang und Prosit Neujahr.

Rakete wern jetzt abgefeuert
Knaller un alles was die Sache verteuert.

 

Doch aner war nit wie annern Leut
an der ganz Sache so hell erfreut.

Bei ihm zog de Wind durch’s ganze Haus
weil aner ihm schlug paar Fenster eraus.


Dem Übbeltäter, dem war’s nit so schlimm
der zog weiter mit Sekt un Klimbim.
Se taten noch suche den gute Kunne
der war weiter feiern un ward nimmer gefunne.

 

Am nächsten Tach do trat der Mann
mit Opa un Fenster beim Parre an.

Der Sünder wurd  noch gut belehrt
und die Scherbele schnell weggekehrt. – V i v a t!

 

Kommst Du abends von de Arbeit o Graus.

Stellst Dir die Frage: wie finn ich mei Haus?

 

Hinne steht en Bagger
und vorne is e Loch!

Ja was wollt mer mache?

Haam musst mer doch!

Mer stellt es Auto in’n ganz anner Eck.

Mußt mer haam laafe,

alles anner hat koan Zweck.

 

Apropos Löcher:
In den Hauptstroß warn se aach
so korz vor de Wertschaft
die wurden manchem zur Plach.

Saß einer beim Peter, des abends recht lang
hat schon en recht schwankende Gang.

Wollte dann hoam und ab in sei Bett.

Bums lag’e im Loch, do hatte sei Fett.

 

Ja die Arbeiter, die hatte die Ruh
un mir monatelang de Dreck o de Schuh. – V i v a t!

 

Die Raucherei mischt viele verdrosse

un deshalb hat aner dann beschlosse
den Abschied zu nehme vom blaue Dunst,

der jo doch nur des Lebe verhunst.

In de Wertschaft hot’e erzählt
von seim Kummer un was’n so quält.

Obends dähte kräftig plotze
und moins wild in de Stub rumkotze.

 

Dann hot’e mit’m annern e Wett abgeschlosse
50 Liter Bier wollte springe losse,

wenn er vor Ablauf der Frist in am Johr
die Vorsätz vergisst, also verlor.

De Vertrag wurd von Zeuge unerschribbe
die Abschiedszigarr in de Hals neigeribbe.

 

Fassenachtsdienstag wars soweit
geladene Gäst warn in de Wertschaft bereit
um zu trinke 50 Litter
die de Ebe em Heinz gibt, gar nit bitter.

Sache mer nur noch wann de Wettabschluß war,

es war am 9. Januar.

 

 

Des war a Woch nit raache
de Rest nur versteckt

jetzt werd widder öffentlich

di Lung verdreckt. – V i v a t!

 

Ons müsse mer jetzt noch lobe
die Kultur vor Ort wurd angehobe.

Früher sat de Vadder zur Fraa
ich gehen mol in Kelersch,

Dämmerschoppe is Ja.


Doch jetzt sinn mer viel höher gekomme
im Landgasthaus Lindenhof
werd de Schoppe eingenomme. – P r o s t!

 

Autofahrer trinkt nur Saft
des gibt Mut un Lebenskraft.

Trinkt er aber Bier und Wei
schnell is weg de Führerschei’!
Aaner war noch unbelehrbar
und ganz schnell de Schei’ dann weg war.

 

Es ist nit so schlimm
ich sags nit so laut
doch seither mescht er sich
mit’m Busfahrn vertraut. – V i v a t!

 

Die Feuerwehr die gute Leut
hatte disjohr die Bürger mit’m

Schlachtfest erfreut.

Alles gab’s vom deutschen Schwein
un Sauerkraut noch obendrei.

Metzelsupp hatte se de Leut versproche
doch als es soweit war hot se komisch geroche.

Was sollt mer mache in dem Notfall
aus Worschtrest un Wasser un wer waas,

was noch all.

Wurd’n Ersatz schnell hergericht,

an die Leut verteilt, es war e Gedicht
überall Stimme, ein Gespräch das verriet:

lang nit mehr so e gut Metzelsupp kriet. – V i v a t!

 

Doch eins musst am Frühschoppe noch komme
en traurige Vorfall, habt’n sicher schon vernomme.

Die gute Nachbarn vom Bürgerhaus,

die vom annern Ufer mer kennt sich jo aus.

Verscheuchte die Kinner, die vor de Hall spillte,

un machte noch ganz gehörig de Wilde.

Se dete stören die Sonntagsmuße
un Kinner könnte se sowieso ko verknuse.
des die nit kriehn so kloane Perle
is jo wohl logisch bei zwa Kerle.

 

 

Allewei stehn die Zwa schon vor Gericht
un spreche sie stört de Turnbetrieb nicht
doch des, des grad vor dene ihrm Haus passiert.

Do hätte se schon en Ärjer verspürt.

Zumache sollt mer die Bürgerhall
des wolle die Zwa, die habe en Knall!

Wer war dann zuerst do,

des Mäusje un sei Maus?

Oder unser Bürgerhaus! – V i v a t!

 

Die Schützen waren disjohr fort
an einem wirklich schönen Ort.

Nach Monschau ging’s
des is in de Eifel
gefalle hot’s jedem.
Do gibt’s gar koa Zweifel.


An de Bilderfahrt selber hot’s ganz schee geregnet,

mer warn halt vom Wettergott nit so gesegnet.

Do obbe gibt’s aach Türkeweiber

Ihr werd’s mer nit glaabe
die stande dort im Straßegrabe.

Mer musst zwaa mo gucke –

Dann hot mer se erkannt
des warn jo Weibsleut aus unserm eigene Land.

Des abends dann, in dem Lokal
erstand fast jeder einen Pokal
Preis 1 bekam in diesem Jahr:
der Bärstädter Ralleystar.

 

Einem fehlte es so recht am Spaß
er vermisste ein besonderes Naß.

Das gab’s jedoch in der Eifel nicht
und so musste der arme Wicht
warten auf nen Boten von daheim,

der die Packtaschen hat voll Äpfelwein.

Er stürzte sich auf das goldene Gebräu
der bleibt seim Äppelwoi wirklich treu.

Vorbei war Armut, Not und Alles
Oh Possmann, Possmann über alles! – V i v a t!

 

Aller Stolz is unser Lind
die in Ortsmitte sich befind.

Deshalb war die Trauer groß
als mit dem Baum war nix mehr los.
Ons war jo klar, die Mauer die stört
un die Beton der dezugehört.

De Klaus is gelaafe von Verein zu Verein
von jedem aner, des muß machbar sei.

Also wurd, mit Hammer un Meißel
Cognac und Kraft
des Hindernis aus’m Weg geschafft.

Neu Erd verdeilt und Klee gesäht
des de Baum im Grüne steht.

Vom Teer befreit un kräftig gewässert
des die Lind ihrn Zustand verbessert.

Baumdoktor kam noch un hottse beschnitte
die Fülle des Baumes hot ganz schee gelitte.
Dann hot die Sach e halb Johr geruht
mer wußt schon nit mehr ob sich überhaupt was tut.

 

Doch jetzt do kame die Kolonne
un habe de Ausbau in die Hand genomme.

Jetzt werd geplästert, Rondells gebaut
als e mol mer selber seine Aache nit traut.

Jetzt entsteht, mer erkennt sie schon:

Die große Barschieder Fußgängerzon. – V i v a t!

 

Diesjohr wollt sich zeige de Kerbeverein
un lud alle Bürger zum Sommernachtsfest ein.


Es kame sehr viele Gäst
un all warn lustig bei dem Fest.

Es Bier bisje warm, doch all warn gut Freund,

un so wurd gefeiert bis zum Moind.

 

Doch Sonntagsmittags do gab’s Reeche,

e Sintflut, die is nix degeeche
uff de Tanzfläch wurds Bier dann gereicht
denn des Festplatz der war jo total verweicht.

 

Die Siren’ hot dann getut
weil ganz Bärstadt des war überflut.

Die erste Flute überwunde
hot’s sich die Feuerwehr widder bei uns eigefunde.

Des erste Glas war noch nit leergetrunke
do hot schon widder de Wettergott gewunke.

Wasser halt aus, die Hilfe naht,

die Feuerwehr, die schreitet zur Tat.

Es Wasser kam in raue Menge
und tat sich in jeden Keller neizwänge.

Die Feuerwehr schaffte mit Pumpe und Schippe
doch so’n Fotogrof tat dene in die Fieß rumhippe
an Wehrmann geriet außer Rand und Band:
Dus Knipskästje fort, nemm e Schipp in die Hand.

En anner Jünger vom Florian
heet die Schipp in die Brie
un naß war der Mann.
Do stand e am Rand, beleidigt un nass
die Kunne hatte’m verdorbe sein Spaß.

Am annern Tag konnt mer in de Zeitung drin lese
die Sintflut wär schlimmer als im Rheingau gewese.

Den Wasserstand konnte mer aach noch erfahrn.

Er war so hoch, so zeigte der Mann. – V i v a t!


 

So, des war’n se jetz’, die Geschichte,

die ich Euch heut’ wollt’ berichte;

mit’em Kerbespruch, do is jetzt Schluß,

ich hoff, des mächt Euch kaan Verdruß.

Ihr habt geschmunzelt, habt gelacht,

über manches auch mal nachgedacht;

Jetzt könnt er trinke Bier und aach Wein,

un wer kaan Dorscht hot, der läßt’s halt sein.

Es darf aach getanzt wer’n bis spät in die Nacht
denn so lang werd mindestens weitergemacht!

 

Was wichtiges hätt’ ich bald vergesse:

Mer habbe was geschenkt kriegt, was zum esse!

E Wildsau werd hier bald verzehrt,

die Meilingers habbe se uns verehrt!

 

Jetzt ruf ich Euch zu: es war widder schee,

im nächste Jahr wer’n mer uns widderseh! – V i v a t